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Hornhautverkümmung (Astigmatismus)

Als Astigmatismus, auch Stabsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung wird ein Brechungsfehler des Auges bezeichnet, bei dem die Lichtstrahlen nicht auf einem Punkt der Netzhaut gebündelt werden, sondern auf einer Linie (Brennlinie). Die Einfallsebenen haben dabei unterschiedliche Brechkraft – es lässt sich eine Ebene der maximalen Brechkraft und eine der minimalen Brechkraft finden. Diese stehen rechtwinkelig zueinander. Eine stärkere Verkrümmung führt dabei zu einer größeren Brechkraft, eine geringere Verkrümmung zu einer niedrigeren Brechkraft. Die Differenz der Brechkraft bezeichnet dabei die Stärke der Stabsichtigkeit.

Anatomie des Auges bei Astigmatismus

Bei einem normalsichtigem Auge bildet das einfallende Licht einen punktförmigen Fokus auf der Netzhaut (links). Bei einer Hornhautverkrümmung ist dieser stabförmig (rechts)

Umgekehrt ist es beim Hornhautradius. Ein geringerer Radius geht einher mit einer stärkeren Verkrümmung und deshalb mit einer größeren Brechkraft und umgekehrt. Die Stärke kann also auch als Differenz der beiden Hornhautradien beschrieben werden. Das Ausmaß der Stabsichtigkeit wird in Dioptrien (dpt.) angegeben, wobei 0,5 Dioptrien ungefähr einer Radiendifferenz von 0,1 Millimetern entsprechen.

Nach der Regel und gegen die Regel

Die Hornhaut ist in den meisten Fällen in der senkrechten Achse stärker gekrümmt als in der horizontalen Achse – man spricht von Hornhautverkrümmung nach der Regel. Verhält es sich genau umgekehrt und die Hornhaut ist in der horizontalen Achse stärker gekrümmt, handelt es sich um eine Verkrümmung der Hornhaut gegen die Regel.

Regulärer und irregulärer Astigmatismus

Sehr ähnlich bezeichnet, jedoch auf die Lage der gekrümmten Ebenen zueinander bezogen, wird die Verkrümmung der Hornhaut auch regulär (unterschiedlich gekrümmte Ebenen stehen im 90°-Winkel zueinander) und irregulär (Hornhaut an verschiedenen Stellen unterschiedlich gekrümmt) bezeichnet. Die häufigste Form dieses Sehfehlers ist die reguläre Form.

Symptome bei einer Hornhautverkrümmung

Auch wenn es verschiedene Formen gibt, so sind die gemeinsamen Symptome bei Hornhautverkrümmung ein unscharfes und/oder verschwommenes Sehen. Es kann auch zu einer Verzerrung der Gegenstände kommen. Die Symptome sind unabhängig davon, ob ein Gegenstand in der Nähe oder Ferne betrachtet wird. Leichte Formen der Stabsichtigkeit werden oft gar nicht wahrgenommen.

Sicht mit Astigmatismus

Typisches Symptom einer Hornhautverkrümmung ist eine verzerrte oder verschwommene Sicht.

In Folge der Unschärfe kommt es aufgrund der ständigen Scharfeinstellung der Augen zu Schmerzen in den Augen und brennenden Augen. Auch Kopfschmerzen durch die permanente Anstrengung und das angestrengte Sehen sind keine Seltenheit.

Ursachen einer Hornhautverkrümmung

Die häufigste Ursache für eine Hornhautverkrümmung ist eine angeborene Abweichung der Hornhaut von der Kreisform. Als seltene Ursachen kämen noch muskuläre Probleme der Augenmuskulatur, Dichteunterschiede innerhalb der Linsenschichten oder sehr hohe Kurzsichtigkeit in Frage. Nach chirurgischen Eingriffen wie Schieloperationen oder operativen Vorgehensweisen bei grünem Star oder bei grauem Star kann es aufgrund von Narbenbildung ebenfalls zu einer unterschiedlichen Krümmung der Hornhaut kommen.

Diagnostik

Ein normaler Astigmatismus wird im Rahmen der Sehstärkenbestimmung beim Augenarzt oder Optiker mit Hilfe des Autorefraktometers festgestellt. Zur genaueren Bestimmung kommt ein Ophthalmometer oder Keratograf zum Einsatz. Damit werden zwei leuchtende Bilder auf die Hornhaut projiziert, die sich darauf spiegeln. Die gespiegelten Bilder werden im Gerät deckungsgleich gebracht und danach muss der Krümmungsradius abgelesen werden. Dadurch kann die Stärke der Krümmung bestimmt werden und ob die Hornhaut gleichmäßig oder unregelmäßig gekrümmt ist.

Selbsttest

Mit Hilfe spezieller Bilder (Astigmatismus-Sonnenrad) oder der Strahlenfigur nach Snellen kann man sich selbst einen Eindruck verschaffen:

Astigmatismus-Sonnenrad-Sehtest

Das Astigmatismus-Sonnenrad: Mit gesunden Augen sieht man alle Strahlen gleich scharf (links). Bei einer Hornhautverkrümmung sehen gegenüberliegende Strahlenpaare verschwommen aus (rechts).

Wenn Sie alle Strahlen und Abstände auf dem Sonnenrad gleichmäßig scharf sehen, dann liegt keine ausgeprägte Stabsichtigkeit vor. Bei Verkrümmung der Hornhaut sehen die gegenüberliegenden Strahlen in einer Richtung anders als die senkrechten Strahlenpaare dazu aus. Bei Drehung des Bildes bleibt die Richtung in Bezug auf das Auge gleich. Die unscharfen Strahlenpaare drehen sich nicht mit dem Bild mit.

Hornhaut-Topografie

Mit der Hornhaut-Topografie kann schließlich die Oberfläche der Hornhaut noch exakter vermessen werden und die Struktur dargestellt werden. Es entsteht ein Bild von Bergen und Tälern der Oberfläche der Hornhaut – ähnlich einer Landkarte.

Welche Behandlungs- bzw. Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die richtige Therapie orientiert sich an der vorliegenden Form. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten der Korrektur:

Brille: Durch eine Brille mit Zylindergläsern – sogenannten torischen oder sphäro-torischen Brillengläsern, können Verkrümmungen bis zu einer gewissen Stärke ausgeglichen werden. Dabei handelt es sich um Brillengläser, die in einer Achslage, zum Beispiel Kurzsichtigkeit, korrigieren und senkrecht dazu die Verkrümmung der Hornhaut ausgleichen.

Kontaktlinsen: Durch den Tränenfilm zwischen Kontaktlinse und Hornhautoberfläche können auch irreguläre Verkrümmungen der Hornhaut bis zu einem gewissen Grad mit formstabilen Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Auch mit weichen Kontaktlinsen, die sich auf der verkrümmten Hornhaut durch die asymmetrische Gewichtsverteilung von selbst ausrichten, kann eine Korrektur erfolgen.

Hornhautverkrümmung lasern: Die Oberfläche der Hornhaut kann durch den Abtrag mit einem Laser geglättet werden und damit eine Astigmatismuskorrektur erfolgen. Dies ist eine schon seit über 25 Jahren angewendete Methode, die schnell und schmerzfrei durchgeführt werden kann.

Linsen-Ersatz: Bei stark ausgeprägter Form kann auch die Augenlinse ersetzt werden. Dabei bleibt die Hornhaut in der ursprünglich verkrümmten Form und die künstliche, neue Linse wird entsprechend geformt um die Verkrümmung der Hornhaut bestmöglich auszugleichen.

Hornhautverpflanzung: In sehr seltenen Fällen ist durch alle genannten Möglichkeiten keine ausreichende Korrektur zu erreichen. Als letzter Ausweg verbleibt dann die Transplantation einer nicht gekrümmten Spender-Hornhaut.

Angaben im Brillenpass

Um eine Hornhautverkrümmung zu korrigieren werden die Werte Zylinder (1) und Achse (2) benötigt.
Angaben am Brillenrezept

Nur mit der Angabe der Stärke in Dioptrien (dpt.) kann keine entsprechende Korrektur erfolgen. Es müssen daher noch weitere Werte angegeben werden: In Zylinder (cyl.) wird die Art der Korrektur angegeben sowie die Position anhand der Achslage in Grad. Eine Stabsichtigkeit bis 0,5 Dioptrien gilt als normal und bedarf keiner Korrektur. Dieser Wert entsteht durch die Abweichung der Hornhaut von der Idealform des Kreises.

Krankheitsverlauf und Prognose

Auch wenn die Stabsichtigkeit ein recht komplizierter Sehfehler ist, so bleibt er normalerweise konstant und verschlechtert sich nicht. Durch einen angeborenen, höhergradigen Astigmatismus kann es aber bei nicht rechtzeitiger Behandlung zu einer irreversiblen, funktionalen Sehschwäche bei Kindern kommen.